Was oft übersehen wird, sind die grundlegenden Regeln, die den sogenannten freien Markt bestimmen. Er ist frei für diejenigen, die sich die durch die Regeln als knapp definierten "Güter" aneignen können. Oder deren Vorfahren das bereits taten und diesen Vorteil vererbten. Grund und Boden ist von Natur aus knapp. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Das Kind, das heute in Solingen, Kiel oder Freiburg geboren wird, findet eine bereits verteilte Welt vor. Der Wohlstand seiner Eltern bestimmt maßgeblich seine Zugangsmöglichkeiten zu den lebensnotwendigen Ressourcen. Patente führen zu einer Verknappung technischer, medizinischer oder kultureller Errungenschaften, obwohl die dafür erforderlichen Ressourcen in der Regel reichlich vorhanden sind. Geld besteht aus Papier, bald nur noch digital, und wird als knappes Gut behandelt. Selbst völlig wertlos, haben wir das System seiner Schöpfung und Verwendung so konstruiert, dass die Fülle menschlicher Leistung nur durch das Nadelöhr einer künstlich erdachten Konstruktion erreichbar ist. Aber die Absurdität geht noch weiter: Nach mathematischen Regeln sammelt und vermehrt sich das Geld auf riesigen Haufen, während es an anderer Stelle zu grassierender Armut beiträgt. Der Irrsinn, etwas völlig Wertloses horten zu können und damit die Menschen im jeweiligen Währungsraum zu permanentem Leistungswachstum zu treiben, um für ein wertloses Konstrukt Zinsen zu verlangen, ist nüchtern betrachtet an Absurdität nicht mehr zu überbieten. Wie die Menschheit die ökologischen und sozialen Probleme, die diese Verknappungspotentiale maßgeblich hervorgerufen haben, weiterhin an solchen strukturellen Grundlagen ihres Wirtschaftens festhalten kann und zu deren Rechtfertigung eine Armada von Wissenschaftsapparaten ausbildet, wird Generationen später bei den dann Lebenden (hoffentlich) das gleiche Gefühl hervorrufen, das uns heutige Menschen beschleicht, wenn uns die Gelehrten erklären, dass der Anfang allen Lebens aus dem Einzeller im Wasser entstanden ist.